

Ich befinde mich gerade mitten in einer Kinderwunschbehandlung und warte auf das Ergebnis, ob es geklappt hat oder nicht.
Ich schwanke also seit ein paar Tagen zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Ein Ziehen im Unterleib? Oh, ich glaub, ich bekomme meine Tage. Krasse Müdigkeit? Vielleicht doch schwanger? Je nachdem, wie ich ein Zeichen interpretiere, erzählt mir mein Geist die passende Geschichte. Ich bin schwanger oder eben nicht.
Und sofort werde ich traurig oder optimistisch. Dabei ist es eigentlich nur eine Geschichte. Es ist weder wahr noch falsch. Bis zu dem Moment, wo ich wirklich meine Tage kriege oder mich die Klinik nach der Blutentnahme anruft. Es ist lediglich eine Geschichte.
Unser Gehirn liebt solche Geschichten, denn es braucht Klarheit.
Auch im Zusammenleben mit unseren Hunden gibt es solche Geschichten.
Egal ob sie wahr sind oder nicht, steigen wir auf sie ein, leben sie und im Zweifel leiden unsere Hunde darunter.
Ein Beispiel dazu: Dein Hund steigt aus dem Auto, seine 4 Pfoten haben noch nicht ganz den Boden berührt und schon zieht er wie irre an der Leine.
Er zieht dich hinter sich her, eigentlich macht dir das nichts aus, aber als ihr an anderen Leuten vorbei lauft, flüstert jemand “die hat ihren Hund nicht im Griff”.
Was passiert, wenn du diese Geschichte glaubst?
Was eben noch voll ok war für dich war, fühlt sich auf einmal schlecht an. Solltest du deinen Hund nicht mehr in die Schranken weisen? Solltest du nicht zeigen, dass du die Chefin bist? Dass dein Hund nicht mit dir machen kann, was er will?
Die Geschichte nimmt ihren Lauf, du fängst an, deinen Hund anzuschnauzen oder an der Leine zu reißen, du bleibst stehen, blockst ihn oder gehst ganz abrupt zick zack.
Es fühlt sich nicht gut an, aber es muss sein.
Völlig verwirrt durch deinen plötzlichen Sinneswandel, schaut dein Hund immer wieder nach dir oder läuft langsamer.
War anscheinend notwendig, mal “auf den Tisch zu hauen”.
Was wäre, wenn die Geschichte eine andere ist? ZB diese:
“Leinenführigkeit ist für meinen Hund wirklich schwer”
Vielleicht würdest du eine längere Leine dran machen, Orte aufsuchen, die für deinen Hund nicht so extrem aufregend sind und deinen Hund loben und belohnen, wenn die Leine locker ist.
Dein Hund freut sich über den Freiraum, das entspanntere Umfeld und deine Aufmerksamkeit. Es fällt ihm leichter und er merkt, dass es sich lohnt, nicht an der Leine zu ziehen.
Auch diese Geschichte bestätigt sich: Ja, das war vorher echt zu schwer für meinen Hund.
Unser Gehirn braucht Geschichten.
Aber welchen Geschichten wir unsere Aufmerksamkeit schenken, liegt in unsere Macht.
Ich gebe zu, das ist nicht immer leicht, aber gerade bei unseren Hunden sind wir es ihnen schuldig, die Geschichten zu hinterfragen, denen wir glauben.
Kann dein Hund oder ihr als Team durch diese Geschichte gewinnen?
Oder steht ihr durch diese Geschichte eigentlich beide schlecht da?
Folgen aus der Geschichte Handlungen, bei denen du oder dein Hund sich unwohl fühlt?
Dann ist es vielleicht nicht die richtige Geschichte für euch.
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